Als Spielfertig-Machen bezeichnet man im Geigenbau das Einrichten der Instrumente. Rechts seht ihr, wie eine Geige vor dem Einrichten aussieht. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, sind das einige Schritte, bis die Geige fertig eingerichtet ist.
Im Folgenden zeigen wir euch ein par Schritte, die die Geige während des Spielfertig-Machens, durchläuft. Aber natürlich auch nicht alle Schritte.
Ein bisschen was mysteriöses soll dem Geigenbau ja erhalten bleiben 😉
spielfertig
Meist arbeitet man sich von Oben nach Unten durch, damit man keine Chance hat irgendwas zu vergessen – ja, auch das kann passieren, wenn man der Meinung ist, dass man z.B. den Stimmstock schon eingesetzt hat, es aber bei der Geige davor war… Ich schweife ab…
Ganz oben angefangen, werden also erst einmal die Wirbel angepasst. Hierfür gibt es besondere Werkzeuge, damit die gebohrten Löcher im Wirbelkasten auch perfekt mit den Wirbeln zusammenpassen.
Danach wird der Obersattel geformt und es werden die Kerben für die Saiten angelegt (links im Bild). Diese haben natürlich eine bestimmte Position, damit man ganz entspannt von einer Geige zur Nächsten wechseln kann und sich keine Gedanken um Saitenabstände machen muss.
Ok, fertig. Nun kommen wir schon zu dem angesprochenen Stimmstock.
Der Stimmstock steht auf der Seite der höchsten Saite im Korpus und wird mit einem Stimmsetzer (Bild ganz rechts) durch die F-Löcher in das Instrument geklemmt. Hier wird tatsächlich nichts geklebt, weshalb es auch nicht ratsam ist, einfach alle Saiten zu lockern und den Steg abzunehmen. Sonst kann der Stimmstock umfallen! Mit dem eingeklebten Zettel unter dem anderen F-Loch sind wir dann im Innern des Instruments fertig. Der Blick, den Ihr auf dem linken Bild seht, ist übrigens durch das Loch an der Unterseite des Instrumentes fotografiert. Dort guckt man während des Aufstellens regelmäßig zur Kontrolle durch, ob der Stimmstock auch wirklich gut steht.
spielfertig
Nun kommen wir, auf der Tour über die Geige, beim Steg an. Dieser muss perfekt an die Decke des Instruments angepasst werden.
Das ist übrigens der Grund warum wir euch nie einen Steg als Ersatz schicken können. Er würde nicht passen, da die Decke bei jeder Geige unterschiedlich ist.
Nach dem Anpassen an die Decke wird der Steg noch etwas dünner gehobelt und die Steg-Kurve an das Griffbrett angepasst. Hier geht es darum, euch ein möglichst angenehmes Spielgefühl zu bescheren. Wenn das fertig ist, werden die Saiten aufgezogen. Sonst würde der Steg nämlich umfallen. Stege sind wie Stimmstöcke auch nur eingeklemmt.
Deshalb zum Schluss noch eine große Bitte (wenn du bis hier hin gelesen hast, gibt’s jetzt also noch einen Gratis-Tipp einfach nur fürs Lesen):
Passt auf eure Stege auf!! spielfertig
Wir können das leider nicht oft genug sagen und trotzdem kriegen wir immer wieder Anrufe, wo Kunden und Kundinnen aufgelöst davon berichten, dass der Steg umgefallen und gebrochen ist.
Und für uns gibt es nichts Unschöneres, als dann sagen zu müssen:
„Jaaa, das ist natürlich ungünstig, können Sie gerne zu uns schicken, aber so ein Steg kostet dann 90-120€!“
Das klingt viel, aber ein Steg sind 1 1/2 bis 2 Stunden Arbeit!
Deshalb hier die Erklärung warum das passieren kann und was man dagegen tun kann:
Erst einmal das Warum:
Wenn man die Geige stimmt, werden die Saiten gedehnt. Dadurch wird die Saite auch ein Stück nach vorne gezogen. Die Reibung der Saite am Holz des Stegs sorgt schließlich dafür, dass die Spitze des Stegs nach vorne in Richtung Griffbrett (Roter Pfeil) wandert.
Dadurch wird der Steg immer etwas weiter gebogen und verlässt mit dem hinteren Teil der Stegfüße die Decke. Der Steg hat weniger Halt und fällt irgendwann um, bzw. zerbricht beim Umfallen.
Was also tun?
Eigentlich recht einfach: Das oben Genannte verhindern.
Das ist jedoch deutlich einfacher gesagt als getan.
Geigenbauer versuchen etwas dagegen zu wirken, indem sie unter die Saiten Graphit streichen (sie malen einfach mit Bleistift in den Kerben rum) und verringern so schon mal die Reibung.
Das hilft aber nicht vollständig und jetzt kommt ihr ins Spiel:
Ihr müsst nach dem Stimmen immer mal wieder gucken, wie euer Steg aussieht. Wenn er sich langsam nach vorne neigt, gebt es am besten eurer Lehrerin oder eurem Lehrer in die Hand, da es etwas Erfahrung braucht. Hier aber einmal kurz erklärt:
- Nehmt die Geige mit der Schnecke nach unten zwischen die Beine.
- Greift so viel Steg wie möglich mit beiden Händen und drückt die Stegspitze in Richtung des Grünen Pfeils!
- Vorsicht! auch auf diesem Weg kann es zu viel sein und der Steg kann umfallen. Aber eigentlich merkt man, dass der Steg einrastet. Der Steg ist schließlich dafür konzipiert, dass ein 90° Winkel zur Decke gegeben ist.
All das ist auch nachzulesen im Begleitheft. Aber das ist ja meistens wie mit allen Anleitungen….